Dienstag, 7. Oktober 2008

siebteroktobernullacht_vom wohnen und angrenzenden assoziationslichtungen

vom zentrum bielefelds aus führen die heeper straße und die oelmühlenstraße richtung osten. anfangs spannt sich zwischen den beiden ein gemütlich-bürgerliches viertel auf, noch leicht gesprenkelt mit vereinzelten geschäften, schon durchsetzt von den klassischen tankstellen und stammkneipen mit ausfallstraßencharakter, dazwischen noch der umgewidmete ravensberger park, einst industriell genutzt, wie noch heute der hohe, schlanke vierkantturm verrät, mittlerweile als kulturelles sammelsurium in form von historischem museum, volkshochschule, programmkino lichtwerk, dem elektro-club hechelei und der im sommer sicherlich noch einladenderen parkanlage in nutzung. das wohngebiet dazwischen zeugt teils schon von gediegenem spießbürgertum. auch wenn teils keine zäune gärten und straßen trennen, zeugen die penibel angelegten grünflächen von kleingeist und hang zum perfektionismus. perfekt gestutzte rasenflächen, exotische ‚hey, individuell!‘-pflänzchen und fremdgeformte büsche und bäume. nichtsdestotrotz hat die gegend auch positives zu bieten: ruhe, nähe zum zentrum, einen bioladen in greifbarer nähe und trotz all der doch stark bourgoisiegeschwängerten luft ein kulturelles angebot in vertretbaren raddistanzen. [in einem kurzen rückblick auf den ersten langeintrag stelle ich mit erschrecken über mäßige gedächtnisleistungen fest, mich zu wiederholen; mir möge verziehen werden – der zugriff aufs netz fehlt mir..]
eingeschwenkt in die sanft sich krümmende haspelstraße, vorbei an hohen gartenhecken stehen dann die nummern 32 und 34 in immobilunion, eine front in holz verkleidet, in einen sogenannten ‚carport‘ übergehend, durch dendasdie der weg in den innengarten führt, und zugleich zur eingangstür. schon außen, über den türklingeln, leuchtet im dunkeln der lichtschalter für das treppenhaus entgegen und immerhin dominiert grün als hauptfarbe. im erdgeschoß wohnt lilo, die nur zweimal kurz in erscheinung getreten ist [unklar noch, ob die ältere oder die jüngere der beiden damen]: einmal als wegweiser am allerersten abend, vielleicht etwas erschrocken über das spätstündige gesicht vor dem terrassenfenster, einen koffer zum regenschutz über dem haupt, ein zweites mal nach einigen tagen im kurzen, freundlich grüßenden vorbeigehen. der erste stock gehört den vermietern, ulrich und liv. er abwesend im moment, sie eine sehr nette dame mit zurückliegenden wurzeln in singapur, was sich im asiatischen anhauch des treppenhauses niederschlägt. im dachgeschoß dann spreizen sich die wege in zweierlei richtung. nach links noch (?) unbewohnt, nach rechts in mein reich. eingang, rechts kochnische (klein, mit doppelkochplatte), links geräumig das bad mit stromintensivem durchlauferhitzer und geradeaus der wohnraum. beinahe feudal präsentiert er sich und es haben sich mir noch weitere geheimnisse eröffnet: der glasschrank, der niedlich mit hübschen, teilweise sinnlosen dingen bestellt ist, lässt sich mit einem hinter der chaiselongue (yeah!) mit einem schalterchen beleuchten; meine teekanne hat die form eines raumschiffes und liegt großartig in der hand (wenn das nicht ein argument gegen kaffee ist!), an der innenseite der badtür grinst mich ein playboy aus jahrzehnten-plakat an (meine griechische vormieterin? oder doch der sohn der vermieter…) und ich kenne mittlerweile (fast?) alle special-features eines modernen dachfensters (leicht öffnen, kippen, einhaken zum ganz öffnen usw.). zudem scheint der tisch vergrößerbar zu sein, was sich am kommenden mittwoch beweisen lassen wird, wenn barbara [pongauerin und studierende der bildungswissenschaft in wien; am ersten erasmustag getroffen und seitdem öfter als zweigespann in der neuen stadt unterwegs; lustig konfuse frau und für ungeübte deutsche oft schwer zu verstehen, dafür aber non-konform und ausreißer aus der erasmus-gemeinde; auch raucherin und deswegen ein guter prüfstein für meinen vorsatz, die tagesration zigaretten zu reduzieren], molly und ben [zwei us-amerikaner [, denen wir bei der wanderung etwas näher gekommen sind und die – danke für die dekonstruktion bestehender vorurteile! – absolut nicht dem klassischen bild von ‚amis‘ entsprechen; pärchen und lustige, intelligente demokraten, die auch kein gutes haar an sarah palin gelassen, auch wenn wir alle die diskussion von palin und biden nicht gesehen haben; er aus seattle und bewandert in der dort heimischen musikszene, sie angehende lehrerin aus minnesota] und wahrscheinlich ida aus finnland [bestätigt sich hier ein stereotyp? viel habe ich von ihr bisher nicht gehört, wirkt aber auch sehr nett / jedenfalls sind alle sehr fit, was die deutsche sprache betrifft und geben sich herzliche mühe, salzburgerisch zu verstehen; aber das wird noch; wenn sie erst einmal ‚noagaisaufn‘, ‚schwoazbeanockng‘ und ‚oaschlinggs‘ verstehen, kann sie das annähernd perfekte deutsch hier in der gegend kaum mehr erschrecken] zum internationalen essen zu mir kommen. die nocken wird’s geben, reis und vegetarisches sushizeug uuund natürlich was zu trinken. ob ich mich dann breitschlagen lasse, zum karaokeabend ins irishpub mitzukommen, werde ich mir noch gut durch den kopf gehen lassen, nachdem der darauffolgende Donnerstag noch eine erasmus-pary zu bieten hat und zudem an ebendiesem Mittwoch ein film über ein flüchtlingslager in der teutoburgerstraße läuft. aber das wird sich weisen.
vermutlich sitzen wir ja sowieso am boden, denn was kann ein vergrößerter tisch ausrichten, wenn nicht genug stühle da sind? und der untergrund ist ohnehin teppichboden. seis drum (ei, schon wieder!), fotos dürften doch in nicht allzuferner bälde aufscheinen. immerhin ist der erste film schon zu zwei knappen dritteln vollgeschossen (ob –i– wird sich ja zeigen) und wenn morgen oder übermorgen dann die unizugangskennung ankommt (ich hoffe!), stehen mir dann auch scanner und rechner im hrz zur verfügung. hrz ist hochschulrechenzentrum und ziemlich groß, aber – schwerlich erwehre ich mich des lobes – ebenfalls ins unigebäude integriert. zwei aufflackernde erinnerungsfunken noch in richtung heidelberg: 1.: gestern lief im radio ein live-konzert von peterlicht (hauptsächlich vom alten album ‚lieder vom ende des kapitalismus‘ auf wdr5) und zwar so ziemlich genau das programm, das ich im karlstorbahnhof in hd einstens bestaunen durfte UND (achtung jetzt kommts!) die heidi war am wochenende da! jawohl, die heidi aus heidelberg (praktikum in oberhausen/ruhrpott, deshalb die nahelage) und das war sehr, sehr fein. und gemeinsam sind wir ein wenig in der gegend herumgetingelt: externsteine, detmold, paderborn (mit dem kürzesten fluß deutschlands, der pader, oder auch dem), aber dazu, ihr lieben, gibt’s mehr das nächste mal…
jetzt heißts erstmal die gedanken zu brechts radiotheorie ein wenig strukturieren und gedanklich eine form für die hausarbei bei monsieur kai-uwe hugger [eigentlich in bielefeld tätig, aber im lehrauftrag an der uni innsbruck und momentan auf vertretungsprofessur in ostdeutschland/herausgeber des monsterbandes ‚handbuch medienpädagogik‘ – schon erwähnt?] vorgießen. weils mir gerade einfällt: nordöstlich von bielefeld gibt’s einen see namens ‚dümmer‘ und im norden einen fluss, dessen name wirklich ‚hase‘ ist. derartiges verschwindet ansonsten schnell in der unbedachtheit.
biss baldrian

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