Dienstag, 18. November 2008

TAGung umNACHTet

Kritik reflexivität und eine tagung rundherum

Es war schon im vergangenen sommersemester, dass mich kornelia hauser von unserem institut in innsbruck auf eine tagung aufmerksam gemacht hat, die eigentlich in flensburg/schleswig-holstein stattfinden sollte. Das thema, sofern es damals schon feststand, war „reflexivität als kritische praxis“. Dass dieses in meinen ausführungen und weiterleitungen an andere beständig seine gestalt wandelte, hielt mich nicht davon ab – genauso wenig, wie so manch andere/n – es als interessant zu erachten. Das spielte sich dann irgendwo zwischen „kritik als reflexive haltung“, „Reflexion als praktische Kritik“ und „reflexive haltung als kritik“ ab. Das ganze bezogen auf „studien und lehre in den erziehungswissenschaften“.
Schon abgeschreckt? Nicht zu früh, liebe leute, denn nicht über die inhalte will ich hier berichten, sondern v.a. über die form, die bermerkenswert im positivsten sinne des wortes war!
Schlussendlich spielte sich all das jedoch nicht in flensburg ab – der stadt, in der in deutschland fehlerpunkte für straßenverkehrsordnungsübertretungen vergeben werden -, sondern in bielefeld, meiner winterresidenz 2008. und wie der zufall so wollte, war auch eine delegation aus innsbruck mit am start, die sich unter anderem aus einigen leute zusammensetzte, die ich mich sehr gefreut habe, wieder zu sehen! 4 davon haben während der zeit [do, 13.-sa, 15.november] mein zuhause bevölkert und ein wenig leben in die bude gebracht, während ich bei vanessa untergeschlüpft bin. Sehr praktisch auch, da das ibz (internationales begegnungszentrum) ca. 300 m von ihrem wohnheim steht und sich da eigentlich alles abgespielt hat.
Was ist denn aber nun so besonderes daran? Ihr könnt euch das so vorstellen, wenn eine wissenschaftliche tagung ansteht: menschen kommen zusammen und kennen sich mehr oder weniger, sind mehr oder weniger etabliert in der ‚szene’, jedoch fast alle unter einem gewissen geltungsdrang/zugzwang/selbstdarstellungshang. Entspanntheit? Hat platz, allerdinsg in maßen und zudem zeigen sich vielfach die grenzen unter den verschiedenen wissenschaftlichen lehensstufen [studierende/doktorantInnen/privatdozentInnen/also der ganze mittelbau bis hinauf in die hohen höhen der professoralen lehrstühle] sehr scharf gezeichnet. Das muss nicht zwingend absicht der einzelnen gruppen sein, entspringt aber mit den gegeben- und gewohnheiten und äußert sich an sitzanordnungen, meldungen [in bezug auf quantität, nervosität und qualität], anrufungen [sie/du/unsicherheiten/blabla] und so fort. In diesem sinne lässt sich zwar viel lernen – allem voran aber der umgang mit der eigenen unsicherheit. Wenn ich hier von ‚man’ schreibe, darf getrost davon ausgegangen werden, dass ich hier von meinem persönlichen erfahrungssüppchen ausgehe. Und das hat mich ganz schön heiß gekocht, zumindest was die kleinen suppentöpfe der Kongresse in Frankfurt/main und Dresden betrifft. Nun aber zu den unterschiedlichkeiten, die durch ein gekonntes und bemühtes ambiente (gut, zugegeben, der rahmen war ein etwas kleinerer: ca. 50-60 menschen) hervorgerufen werden können:
1. betont wurde schon zu beginn die erwünschte offenheit der kommunikation; abgesehen davon, dass nur in einem minimalen rahmen gesiezt wurde, zeigte sich, dass sowohl professorinnen unter den anwesenden als auch erstsemester (soweit ich weiß nur aus innsbruck) und alle dazwischen sich zunehmend freier gefühlt haben, ihre meinungen kund zu tun (ohne jeden mumpitz aus sich herausrinnen zu lassen, was ja auch nicht ziel der sache sein kann), diese zur disposition zu stellen und sich damit der kritik bzw. den kritischen anwesenden; dies dadurch begünstigt, dass niemand fertig gemacht wurde, für aussagen zusammengestutzt, ausgelacht oder ähnliches.
2. gearbeitet wurde vielfach in kleinen gruppen, deren ergebnisse wieder ins plenum zurückgetragen wurden. Das gab die möglichkeit, sich etwas näher zu kommen, besser kennen zu lernen, und verhinderte, dass immer die selben gesichter aufeinander kleben blieben. Die stimmung im allgemeinen zeigte sich in einem günstigen spannungsverhältnis zwischen lockerheit und konzentration bzw. konstruktiver arbeit. So wechselten scherze, lachen und intensive debatten und einstiege in theoretische (sack-)gassen sich munter ab. Nach und zwischen den einheiten und tagen war gemeinsames essen, trinken und teilweise trotz explodierender köpfe anschlussdiskussionen ein zusätzlicher faktor, die grenzen von alter, titelhierarchie, erfahrungshorizonten usw. aufzuweichen.
3. der ort war fernab von einheitlichen sesselreihen und – alle-blicken-auf-die-tafel-und-halten-gefälligst-das-maul!-stimmung, sondern offen gestaltet, angereichert mit kaffee [ich befürchte, ich habe eine neue bestleistung im konsum desselben aufgestellt..] und kuchen, keksen und [es lebe der stabreim] kemütlichen stühlen und somit ein ort zum wohlfühlen. Die einzelnen gruppen verteilten sich dann jeweils auf seminarräume und andere restplätze. Auch wenn der zeitplan ein notwendiges und gleichzeitig druckerzeugendes moment dargestellt hat, war er ausreichend flexibel gestaltet, um auf spontane notwendigkeiten reagieren zu können. By the way: organisiert haben das eigentlich hauptsächlich studierende, wobei die trennschärfe, wie schon angemerkt, hier äußerst schwer fällt, da einige davon selbst schon lehrend, einige der lehrenden selbst noch nicht lange solche und sich nicht autoritär, abgehoben präsentieren UND am ende ohnehin die kooperation zählt.
4. alleine das thema spricht bände oder nicht? Kritik, reflexivität, lehre/studien usw. sind themen, die nach meinung der vermutlich meisten teilnehmerInnen einen zentralen bestandteil unserer wissenschaftlichen disziplin darstellen, wurden in breite und tiefe zumindest andiskutiert – teilweise weiter, teilweise nicht. Einen klaren abschluss zu erreichen konnte nur für die jenigen ein ziel sein, die sich gerne selbst unglücklich machen. Viele fragen sich aufgetan und zur weiteren bearbeitung in die freiheit entlassen (freiheit – was war das noch einmal?). gleichzeitig wurde die reflexive schleife auch in der veranstaltung selbt durchgezogen, indem eine betrachtergruppe sich als observierende ein zusätzliches bild davon gemacht haben, was ebenfalls wieder mitgeteilt wurde.
5. die zeit kann nie genug sein und es ist nie gewiss, inwieweit die angereicherte motivation, das diskutierte auch in der praxis lebendig werden zu lassen, anhalten kann und wird. Trotzdem war energie im raum und ganz ergebnislos wird diese wohl nicht bleiben können. Vor allem auch, was die vernetzung unter den unis betrifft, den austausch, das weitere mitteilen konkreter schritte oder theoretischer perspektiven, die sich aus dem ganzen ergeben haben. Mensch wird sehen…
6. dies alles erhebt keinen anspruch auf vollständigkeit. wie könnte es? wie könnte ich? aber einem audruck meinerseits und einem eindruck eurerseits wird es wohl genüge tun, wie ich hoffe.


ihr seht. Es passiert etwas, im lande NRW, und das nicht nur innerhalb der grenzen, sondern mit blick darüber hinaus. Und siehe da: auch innsbruck rührt sein löffelchen mit! Ein wochenende wie in trance, das mich schwer vom thema abkommen hat lassen. Fast niemanden sonst habe ich während der zeit getroffen, alles andere war mir fern wie selten und der Sonntag danach war wie ein riesengroßer kater ohne alkoholischen grund dafür. All das zeigt mir: es passiert etwas, im menschen tier, sowohl im kopf als im gespür und damit lass ich euch für heut, denn schnell fließt sie, frau mutter zeit. So grüß ich schnell und winke leis’ und schließe linear den kreis___________________

Trackback URL:
https://tiermensch.twoday.net/stories/5329583/modTrackback

Habicht (Gast) - 22. Nov, 11:43

Gut reflektiert :)

...Erkenntnis und Kontrolle durch Spiegelung. Möglichkeit der (selbst-)kritischen Betrachtung und darauf folgende strategische Opt-Ionen...

Haja, hund hin Hinnsbruck hatts heut hjeschneit!

Schian Gruaß

Aktuelle Beiträge

Same problem ;-) Liebe...
Same problem ;-) Liebe Grüße!
Sebastian (Pädagogik...) (Gast) - 26. Jul, 19:24
Job's News = Hiobsbotschaften
Die unbegreiflich fremde Welt des Arbeitssuchenden-Status od er „Weil...
tiermensch - 18. Jul, 22:42
über_listen
die ehre als gastautor teilhaben zu dürfen am jahrtausendprojekt...
tiermensch - 18. Jul, 22:24
danke für die blumen
schön und überraschend, das zu lesen. professionell...
tiermensch (Gast) - 9. Dez, 14:37
Wortbastelei a la boneur
Hübscher Text, ganz gut zusammen gebastelt, recht modern....
Jean-Lucy (Gast) - 2. Dez, 16:27

User Status

Du bist nicht angemeldet.

sucht

 

Status

Online seit 5696 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 24. Apr, 23:02

Credits


ein bisschen BI schadet nie
funktionalisiert
impressium des selbstschutzes
kauntaun
kommentier
kopfreflexzonenmassage
media perspectives
spieleworte
wiss.ar.b
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren