Freitag, 28. November 2008

was kann ich wissen? was darf ich hoffen?

es ist ein seltsames, sich selbst samend zu pflanzen ins netzgewirr des netzes. ebenso eigenartig erscheint es, sich zugleich in einem seminar mit der frage auseinander zu setzen, ob und wenn ja inwiefern weblogs dienlich sein können, im sinne der selbstpraxis foucaults bildungsprozesse zu begünstigen/anzuleiern/beherbergen.
bildungsprozesse. hmm. ich will nicht zu weit ausholen, aber ich habe mir durchaus die frage gestellt, welchen zweck dieser blog verfolgt. was will ich damit? ist es nur, möglichst vielen menschen, denen ich sonst massen- oder andere mails schreiben würde [was ich ohnehin auch tw. tue], gelegentlich auskunft über den stand der dinge zukommen zu lassen? oder findet sich auch die absicht wieder, mich selbst - tagebooklike - niederzuschreiben und wieder hochzuloben, wohlwissend, dass mein "diary" oder zu frz. "journal intime" weder intim oder privat, noch täglich sein kann? vielleicht auch nur den permanenten zivilisationsmüll einer kulturellen verwurstungsmaschine, als die ich mich selbst ansehen könnte, irgendwo abfließen zu lassen - in der meinung, die entscheidung, ob dies für andere interessante erkenntnisse, inhalte und verwirrspiele erbringen könnte, jenen anderen zu überlassen.
oder vielleicht, um eine vage brücke vom entweder zum oder zu bauen, die sich großteils sowohl aus sowohls als auch aus als auchs zusammensetzt...
kein leichtes. tagebuch ist es keines. ein tagebuch in codierter form vielleicht an manchen stellen. eine chronik subjektiver art ebenfalls. professionell keineswegs und manisch genausowenig. ein hobby aus spaß an der freude? ja. aber ... nicht nur. ein wenig auch schaltstelle und hinweisschilderrahmen, mit unpädagogischen zeigefingern, die offene türen anzeigen [und sie auch im nächsten atemzug selbst verurteilen].
und ein selbstbildungsprojekt? eine selbstkonstitutionsprojektion? ein virtuelles ich, das mir ein fehlendes faktualreales ersetzt? oder nur ein weißes blatt papier, auf dem mehr fragezeichen platz finden, als auf DIN A4?
allein der gedanke, alle menschen, die mir über den weg laufen, begegnen und mich zu gedanken inspirieren, hier zu verewigen, mit ihren namen, eigenschaften, handlungen und aussagen, jeweils durch meine augen, erscheint mir verwegen. und unfair wegen der entscheidung der öffentlichen privatsphäre, die ich ja nur für mich selbst treffen kann, nicht jedoch für getroffene menschen, für deren unterschrift auf vorgefertigte "ich stimme zu"-formulare ich nicht der einholende sein möchte. genausowenig wie der kummerkästner, dem ausfallend ein- und vorgeworfen wird, logorrhös auszurinnender zu sein, mit dem zu teilen und dem mitzuteilen keinem mehr einfiele, da er ständig umfiele und viele platte blätter voller plattenentharnischter intimitäten ins netz schmierte [oder schmöre]. hallo überwachungstat [se moa? im sinne von c'est moi?].
natürlich ließe sich auch hier alles kodebeschmieren und undurchsichtig machen. denn ohne menschen um mich - was bin ich dann mehr als ein samer wolf? also müssen die wohl da sein. es ließen sich noch sternchen malen mit fußnoten u anmerkungen wie "alle namen in diesem artikel wurden auf wunsch der genannten personen leicht abgeändert". so traf ich denn jahn statt jan und angelina statt annina. aber die nachnamen, die bleiben gleich! niemals! oder!
eigentlich bin ich ja nur sabbergeil [so sabbergeil, dass ich gleich nach statistiken gesucht habe, die mir allerdings mein FREEaccount nicht einzusehen erlaubt; für 5monatseuro dürfte ich...also schwebend in unwissenheit] auf all die menschen, von denen ich gar nicht weiß, dass sie lesen, was ich schreibe. die nicht schreiben, dass sie lesen und sich denken, was ich denken könnte, wenn ich schreibe. und sich denken, dass sie so etwas nie schreiben würden, geschweige denn kenn en wollten! aber nein, ich lüge. ich wahr sage nicht. möge ich nur nicht diese falschen wahrheiten in mich einschreiben wie eine tätowierung mit dem namen der falschen frau. laseroperationen am geist scheinen mir schwer kalkulierbar.
selbstkonstitution. selbsttransformation. selbstdarstellung.
seltsame wörter, fremde zeichen. ein ich als anschauungsmaterial – für mICH. was solls sein, wenn ich nur schreibe, aber weitestgehend nicht lese, was ich schreibe. ist ja auch viel zu viel – schrecklich! aber der moment! der moment des schreibens, des hackens, des arbeitens, des praktisch ausführens der gedanken, die gleichzeitig wieder überdacht werden, mit begriffen und begreifend untergraben, ausgehöhlt und aufgefüllt. ist es das? das schaffen von zeitfensternis, um mi t dem besten zuhörer der welt, dem pc, ein bahngespräch zu führen. fahrzeit unbekannt, ausstieg jederzeit möglich, unter der erde, als U, auf der erde, als E [wobei doch eigentlich umgekehrt, wenn ernst und unterhaltung sich unterhalten, nicht?] und visionär flatterhaft wie ein vögelleichter spatz [was dann wohl ein X sein könnte]. platzhalter für schwer zu findende und umso härter zu schaffende, weil oft als „nicht so wichtig“ abgetane momente, die den rückblick erlauben. ReVision mit geschlossenen augen teils, mit drei geöffneten auch. und dann fließen die blicke aus den fingern in den äther und ziehen wieder blicke an. anziehende blicke also. anzüglich vielleicht, aber nie ganz ausgezogen, entkleidet. eher schon winterlich eingepackt, ein geschenk, das sich im auspacken durch die anderen [wie das schon klingt, sie müssen doch böse sein, diese „anderen“] erst erstellt, wenn sich erhellt, was darin. aber so viel ist sicher: meine blicke als reine blicke sind es nicht mehr.
und dann der schock: umschreiben ließen sich umformungsprozesse [die ich hier vereinfachend mit bildungsprozessionen gleichsetzen möchte; rituale des selbst; meditativ möglicherweise; selbstreferentiell beinah zwingend] mit „anders werden“. „anders“. ich selbst soll, was andere erschreckend sind, werden? wenn meine sprache eine andere ist, bin ich denn dann anders [und hoffentlich doch noch unter meinem namen anrufbar, weil kein anderer, hoff endlich]; und wenn meine geschichten andere sind, bin ich dann anders? und wenn ich schriebe, ich sei anders, es aber genauso formuliere, wie das letzte mal - vor jahren. bin ich dann nicht doch ein wenig der gleiche? und wie zur hölle kann ich mir anmaßen, von mir als „ich“ zu schreiben, wo ich doch nicht einmal weiß, wer das ist? lassen wir die hölle aus dem spiel. eine ausdemspielhölle, in die ich alle zu suchenden und aufgeschobenen antworten schieben kann und die ich verdammen kann, sicherlich alle ausstehenden antworten zurückzuhalten, was ich nicht ausstehen kann.
und dann noch dieser fritz, der meint, der mensch sei nur da ganz mensch, wo er spielt. spiele worte und sei mensch. vielleicht heißt das ja dann auch ein wenig ich? ich weiß es nicht, aber vielleicht der andere, der ich bald sein werde. denn nicht sich selber muss er kennen, sondern, wer er selber einmal war. diese zeilen allerdings mit einem punkt und somit einer kugel abzusch[l]ießen erscheint mir unmöglich. also:
!
frage?zeichen
manchmal wissen die mehr

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